Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kulturfreunde,
mit Blick auf das Jahr 2023 und die aktuellen Haushaltsberatungen des Rates möchten wir als Vorstand des Kulturnetzwerks Garbsen wiederholt unsere Anregung und auch Forderung formulieren, über eine Kulturförderung der freien und selbständigen Künstler zu diskutieren und finanzielle Mittel für Projekte von Kulturschaffenden aus Garbsen für den städtischen Haushalt einzuplanen. Gern hätten wir unsere Ideen und Ziele, bereits im Kulturausschuss vorgestellt, wie bereits im September bei der Verwaltungsspitze, leider gab es dazu noch keine Gelegenheit, obwohl von der Garbsener Politik fraktionsübergreifend beantragt. Daher auf diesem Wege unsere Anliegen.
Nach fast drei Jahren geprägt von der Corona-Pandemie, mit Krieg in Europa, und all seinen Folgen wie Energieknappheit und Hunderttausenden Geflüchteten in ganz Deutschland sind auch wir Garbsener aktuell und im Dauerzustand in einer Zeit der Krisen und stehen alle vor immensen Herausforderungen. Das ist uns bewusst, und auch die finanzielle Folgen für die Stadtgesellschaft. Doch wir und unsere Mitglieder verstehen uns als die Stimme der Kulturschaffenden in dieser Stadt – und auch wenn die Pandemie aktuell eingedämmt ist, ist die Lage im Kulturleben angespannt, die Auswirkungen der vergangenen fast drei Jahre sind zum Teil drastisch.
Wir regen daher an, wie in 2021 und 2022 finanzielle Mittel für die Kulturszene einzustellen. Die Resonanz auf die Initiative Perspektive Innenstadt/ Mittel für die Kulturförderung in Höhe von 10.000 Euro war sehr hoch, 30 Initiativen haben sich um die Mittel beworben, wie wir dem Ratsinformationssystem entnommen haben – das ist für uns ein starkes Signal, wie groß die Vielfalt des Kulturstandortes Garbsen ist, aber auch wie hoch der Unterstützungsbedarf. Acht haben davon profitieren können – dankenswerterweise auch das Kulturnetzwerk. Die Planung für die geförderte Veranstaltung „Kultur trifft Wissenschaft“ in Kooperation mit dem Campus Maschinenbau Garbsen für das späte Frühjahr 2023 ist in vollem Gange.
Das Live-Erleben von Kunst und Kultur – unabhängig von der künstlerischen Ausdrucksform – ist durch kein digitales Angebot ersetzbar. Die Lockdowns in der Pandemie haben gezeigt, wie sehr Menschen einander und die Gemeinschaft brauchen. Kunst und Kultur stehen für diese Gemeinschaft. Kunst und Kultur sind essenziell für lebenswerte Kommunen und für die Werte, die unsere Gesellschaft bestimmen. Denn Kultur ist menschenrelevant, also ist sie systemrelevant – gerade jetzt.
Wir setzen uns dafür ein, dass Politik und Verwaltung in Garbsen die so wichtigen Rahmenbedingungen auch für die Unterstützung der freien Kulturszene schaffen und diese auch Teil des Kulturentwicklungsplans werden, den die Stadt auf den Weg bringen will – das Kulturnetzwerk hatte diesen bereits Ende 2020 gefordert – und wir möchten gern dabei mitreden und mitgestalten. Unsere weiteren Anregungen sind mehrfach, unter anderem in unserem offenen Brief von 2020 formuliert, den Sie anbei finden.
Es ist uns überaus wichtig, dass die Themen neue Kulturformate und Ausstellungsräume stärker in den Fokus rücken, dass es unter anderem einen abgestimmten Kulturkalender gibt. Dass wir – Stadt und Kulturnetzwerk, und weitere Kulturschaffenden in dieser Stadt weiterhin gemeinsam Ideen entwickeln und weiterhin Impulse setzen können, und dass diese gehört und wertgeschätzt werden – in partnerschaftlichem Miteinander, und unter Beteiligung der Menschen in Garbsen.
Denn das ist, wie wir meinen, die Aufgabe von Kultur: Sie bringt Menschen zusammen, motiviert zu Austausch und Auseinandersetzung, wir kommen mit Visionen in Berührung, wir erfahren etwas über Dissonanzen und was sie mit uns machen, wir sind im Innern berührt, ordnen auch Dinge ein, suchen nach Lösungen, regen an zum Diskurs, auch mit der Motivation, Dinge zu bewegen und zu verändern.
So verstehen auch wir unser Engagement: Wir wollen Menschen zusammenbringen, wir wollen Kunst und Kultur in einer Stadt und in einer Stadtgesellschaft sichtbar machen. Mit Veranstaltungen, wie „#garbsenleuchtet“, der Diskussion mit den Bürgermeisterkandidaten und unterschiedlichen Ausstellungsformaten haben wir umgesetzt. Und planen unter anderem für 2023 eine genreübregreifendes Kulturfestival mit vielen Kulturakteuren aus Garbsen.
Und ob Theatersäle, Kleinkunstbühnen, Ateliers oder Kirchengemeinden: All diese Kulturorte sind relevant, denn sie sind Debattenorte, Orte der demokratischen Auseinandersetzung und der gesellschaftlichen Verständigung.
„Worauf es ankommt“ haben wir Kreativen des Kulturnetzwerkes Garbsen übrigens unsere neue Ausstellung genannt, die noch bis 18. Dezember in der Willehadi-Kirchengemeinde zu sehen ist. Und wir sind überzeugt, dass es auch auf die freie Kulturszene ankommt und ebenso auf deren Wertschätzung und Unterstützung – gerade jetzt.
Der Vorstand des Kulturnetzwerks Garbsen
Jutta Grätz, Andreas Warlich, Birgit Jensen, Angelika Holzbach
Garbsen, 3. Dezember 2022