Region legt Konzept vor: Clearingstelle „Gesundheit für alle!“ soll unkompliziert helfen.
Region Hannover/Hannover. Im Mai 2021 ist die Clearingstelle „Gesundheit für alle!“ in Hannovers Innenstadt an den Start gegangen und unterstützt seitdem Menschen ohne Krankenversicherung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Clearingstelle helfen den Betroffenen, ihren individuellen Anspruch auf Versicherungsschutz oder Hilfen zur Gesundheit zu ermitteln – von der Aufnahme in eine gesetzliche oder private Krankenversicherung bis zu Leistungen der Sozialhilfe oder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. In der Arbeit der Clearingstelle hat sich die Einschätzung bestätigt, dass aus rechtlichen Gründen nicht allen Hilfesuchenden mit einer Anbindung an die medizinische Regelversorgung geholfen werden kann. Die Region Hannover will jetzt einen Gesundheitsfonds speziell für die hiervon betroffenen Menschen einrichten. Jährlich 250.000 Euro sind hierfür eingeplant. „Es gibt Situationen, in denen eine notwendige medizinische Versorgung nicht über einen Leistungsträger oder ein anderes Angebot gesichert werden kann. Da soll der Gesundheitsfonds helfen und notwendige Behandlungen, Heil- und Hilfsmittel, Medikamente und Zuzahlungen finanzieren“, so Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover.
Zur Zielgruppe des Gesundheitsfonds gehören alle Menschen aus der Region Hannover, für die das Clearingverfahren keinen Leistungsanspruch einer Krankenversicherung oder aus dem Sozialleistungsrecht ermitteln konnte und die sich notwenige medizinische Behandlungen sowie Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen nicht leisten können. Besteht eine ärztlich bescheinigte medizinische Notwendigkeit, soll die Clearingstelle die Kosten bis zu jeweils 5.000 Euro übernehmen können. Geplant ist, einen Fachbeirat mit erfahrenen Fachleuten aus dem Gesundheitswesen einzusetzen, um die Clearingstelle bei der Vergabe des Gesundheitsfonds zu begleiten. Neben medizinisch notwendiger Behandlungen gehört auch die Übernahme von bestimmten Rehabilitations- und Pflegeleistungen sowie Leistungen für Psychotherapie zu den durch den Gesundheitsfonds abgedeckten Leistungen. Dafür erstellt die Clearingstelle einen (auf Wunsch anonymen) Behandlungsschein.
„Der Gesundheitsfonds ist für Menschen in prekären Lebenslagen gedacht und richtet sich auch an Personen ohne einen gültigen Aufenthaltsstatus in Deutschland, wenn es um eine medizinisch notwendige Behandlung geht. Er hilft in Notfällen, ist aber kein vollständiger Ersatz für die Leistungen einer gesetzlichen Krankenversicherung“, unterstreicht Hanke und erklärt: „Wir sind noch dabei, die Bedarfe zu ermitteln. Die Behandlungszahlen der bestehenden Unterstützungsangebote für Menschen ohne Krankenversicherung im Jahr 2020 zeigt, dass der Bedarf hoch ist.“
So wurde die Institutsambulanz des Diakonischen Werks Hannover im Jahr 2020 etwa von 1.949 Menschen aufgesucht. Die Straßenambulanz des Caritasverbandes Hannover hatte im Jahr 2020 insgesamt 4.151 Patientinnen- und Patientenkontakte, in die Sprechstunde der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung kamen 345 Menschen und rund 120 Menschen zu MediNetz Hannover. „Der Gesundheitsfonds kann und soll nicht diese offenen Angebote ablösen, sondern ist vielmehr eine weiterführende Ergänzung für die Patientinnen und Patienten, wenn darüber hinaus gehende Behandlungen ausstehen“, sagt Thomas Heidorn, Leiter des Fachbereichs Soziales der Region Hannover.
Geplant ist, den Gesundheitsfonds noch in diesem Jahr einzuführen, der Ausschuss für Soziales, Wohnungswesen, Gesundheit und Teilhabe hat dafür heute (10. März) einstimmig grünes Licht gegeben. Abschließend entscheidet die Regionsversammlung am 29. März.
( Nr.: 121/2022 Hannover, 10.03.2022 )