Neue Reihe startet am 21.4. mit der Frage: „Wer hat Angst vorm Fußballfan?“
Hannover. Abgesehen von Toren, Punkten und Tabellen ist der Fußball auch ein Spielfeld für gesellschaftliche Themen – und bewegt sich dabei nicht selten abseits von „Fair Play“. Man muss nur darauf achten, was in Stadien und Fankurven laut und auch sichtbar wird. Hier läuft der Angriff nicht selten über rechts und die Liebe zum eigenen Verein mutiert zum Hass auf Andersdenkende. Die Gedenkstätte Ahlem der Region Hannover setzt im Jahr der WM in Katar auf Zeit- und Teamgeist und lädt gemeinsam mit dem hannoverschen Traditionsclub Arminia Hannover dazu ein, sich in der „Nachspielzeit“ mit dem zu beschäftigen, was im Fußball eben auch möglich ist: Antisemitismus, Rassismus und Homophobie.
„Der Fußballplatz, aber vor allem die Fankurve ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft: Schmähgesänge und Transparente mit antisemitischem, rassistischem, homophobem oder sexistischem Inhalt hört und sieht man im Stadion immer noch viel zu oft. Dem wollen wir mit der neuen Reihe ‚Nachspielzeit‘ und einem gesellschaftspolitischen Diskurs begegnen“, betont Regionspräsident und Fußballfan Steffen Krach, und lädt ein möglichst bunt gemischtes Publikum zum Mitreden und -diskutieren ein. „Ich wünsche mir, dass wir mit der ‚Nachspielzeit‘ viele Menschen dazu ermutigen, sich gegen falsche Mythen, Vorurteile oder Zuschreibungen zur Wehr zu setzen und für ein weltoffenes Miteinander einzusetzen. Nicht nur im Stadion, sondern überall.“
Die Veranstaltungsreihe „Nachspielzeit“ startet am Donnerstag, 21. April, 20 Uhr, mit einem Gespräch zwischen Sport-Journalistin Nicole Selmer, Fanforscher Harald Lange und Strafverteidiger Andreas Hüttl zur Frage „Wer hat Angst vorm Fußballfan?“ Weitere Veranstaltungen sind für den 19. Mai, 7. Juli, 29. September und 3. November geplant – immer donnerstags, immer zur besten Spielzeit um 20 Uhr, und immer im Vereinsheim des SV Arminia Hannover. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.
„Dass die ‚Nachspielzeit‘ in unserer Vereinsgaststätte stattfindet, könnte nicht passender sein, denn neben Stadien sind auch Gaststätten und Kneipen Orte des gegenseitigen Kennenlernens und Diskutierens gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen“, lobt Vereinsvorsitzender Frank Willig die Verortung der neuen Reihe. Aus seiner Sicht ist die Kooperation zwischen der Gedenkstätte Ahlem und dem hannoverschen Club am Bischofsholer Damm ein perfektes Zusammenspiel. „In seiner Vereinsphilosophie und als Gründungsmitglied im Bündnis ‚Farbenspiel‘ setzt sich der SV Arminia für Respekt und Akzeptanz von vielfältigen Lebensformen im Sport ein. Religion, Hautfarbe, Geschlecht oder sexuelle Ausrichtung spielen im Rudolf-Kalweit-Stadion und auf der gesamten Sportanlage keine Rolle.“ Auch Auswärtsfans sind hier herzlich willkommen.
Die Themen der Reihe „Nachspielzeit“ sind so vielfältig wie ihre Ausrichtung: Zusammen mit dem Publikum wollen die Veranstalter unter anderem darüber sprechen, wie Fußballfans ticken – zwischen Leidenschaft, Hass und Gewalt (21. April). Mit Erwin Kostedde soll Deutschlands erster schwarzer Nationalspieler zu Wort kommen (19. Mai). Und weil im Stadion eben nicht nur die Regenbogenfahne weht, werden drei Frauen vom Fach über Diskriminierungserfahrungen im regionalen Fußball reden – „Für ein diverses Stadion“ (29. September). Katar, die WM und die Menschenrechte (3. November) kommen ebenso zur Sprache wie – mit Blick auf das nächste Veranstaltungsjahr – Jüdische Geschichten im Hannoverschen Fußball oder die Karriere von Tull Harder, Hitlers Stürmer und als SS-Rottenführer Teil der Verwaltung im KZ-Außenlager Ahlem.
Hinweis:
Aufgrund der pandemiebedingten Entwicklung können sich die Planungen kurzfristig ändern. Alle Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher werden deshalb gebeten, sich vor der Veranstaltung auf www.gedenkstaette-ahlem.de über den aktuellen Stand zu informieren. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig, der Eintritt ist frei. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen sowie die Referentinnen und Referenten sind dem anliegenden Flyer zu entnehmen.
Kontakt: Gedenkstätte Ahlem, Telefon (0511) 616-23745, E-Mail gedenkstaette@region-hannover.de.