Medizinerin erhält die Auszeichnung im Rathaus / Hochkarätige Red-ner würdigen die 58-Jährige vor mehr als 150 Gästen mit Festakt im Ratssaal.
Garbsen/Hannover. Die Wissenschaftlerin und Ärztin Anke Lesinski-Schiedat ist mit dem Ehrenring des Freundeskreis Garbsen ausgezeichnet worden. Der Verein würdigt mit dem Preis das außergewöhnliche Wirken der Medizinerin. Lesinski-Schiedat ist seit 2003 ärztliche Leiterin des Deutschen Hörzentrums an der HNO-Klinik der Medizini-schen Hochschule Hannover (MHH) und betreut und forscht an inno-vativen Therapien für Hörgeschädigte.
Rund 11.500 Menschen haben an der MHH bereits ein Cochlea-Im-plantat erhalten, jedes Jahr kommen etwa 500 neue Patientinnen und Patienten hinzu. An der Weiterentwicklung dieser Implantate für taube Menschen, deren Hörnerv noch intakt ist, arbeitet Lesinski-Schiedat in unterschiedlichen Forschungsprojekten mit.
Die 58-jährige Professorin, die in Hannover lebt, gilt zudem als enga-gierte Netzwerkerin im gesellschaftspolitischen Bereich, etwa im Be-rufsverband Hartmannbund und im Verein Spitzenfrauen Gesundheit. Lesinski-Schiedat ist unter nunmehr 19 Trägerinnen und Trägern des Ehrenringes die dritte Frau – und die Erste, die aus der Region Han-nover stammt.
Zur Verleihung der Auszeichnung an Lesinski-Schiedt im Garbsener Rathaus waren Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gekommen. Hochkarätige Redner, darunter Dr. An-dreas Philippi, Niedersachsens Minister für Arbeit, Soziales, Gleich-stellung und Gesundheit und selbst Mediziner, sowie MHH-Präsident und Ehrenring-Träger Michael P. Manns sowie Garbsens Bürgermeis-ter Claudio Provenzano würdigten bei dem Festakt das Wirken der Me-dizinerin. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Meike Stiesch, Professorin für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Wertstoffkunde an der MHH.
Unter den Gästen des Festakts waren auch die Bundestagsabgeord-neten Rebecca Schamber (SPD) und Hendrik Hoppenstedt (CDU). Mit Professor Manns, Martin Kind, Geschäftsführer von Hannover 96 und dem international bekannten Neurochirurgen und Hirnforscher Prof. Madjid Samii nahmen auch drei der bisherigen Ehrenringträger an dem Festakt teil. Auch zahlreiche Vertreter der Verwaltungsspitze um Garbsens Bürgermeister Provenzano sowie Mitglieder des Rates und der Ortsräte zählten zu den Gästen.
Lesinski-Schiedat ist die 19. Ehrenringträgerin. Seit 2004 ehren der Freundeskreis Garbsen und die Stadt Persönlichkeiten aus Wissen-schaft, Wirtschaft und Gesellschaft, die sich mit herausragenden Leis-tungen national und international Gehör verschafft haben, mit dem Garbsener Ehrenring.
Minister Philippi würdigt die Preisträgerin
„Frau Professor Dr. Lesinski-Schiedat hat in dem uns allen unter dem Begriff ‘HNO’ bekannten Fachgebiet nicht nur ihren Beruf, sondern auch ihre Berufung gefunden“, betonte Minister Philipp in seinem Grußwort. „Sie ist seit 1997 tief in der Audiologie verwurzelt und arbei-tet seit 2003 in einem multidisziplinären Team als ärztliche Leiterin des Deutschen Hörzentrums der HNO-Klinik der MHH intensiv an diesem Thema. Zudem bringt sie ihre Expertise in zahlreiche Fachgesellschaf-ten ein und forscht unter anderem an der Weiterentwicklung von Coch-lea-Implantaten.“
Als Landesvorsitzende des Hartmannbundes Niedersachsen und Bei-sitzerin im geschäftsführenden Vorstand des Hartmannbundes Deutschland sei die Preisträgerin eine wichtige Ansprechpartnerin im gesundheitspolitischen Dialog. „Für dieses wichtige Engagement danke ich Frau Professor Lesinski-Schiedat und freue mich als nieder-sächsischer Gleichstellungsminister zudem, dass heute eine Frau für ihre Verdienste geehrt wird.“ Der Ehrenring sei ein starkes Symbol: eine Wertschätzung für die Preisträger und Zeichen des Selbstbe-wusstseins der Stadt Garbsen.
„Diese Ehrung ist nicht nur eine verdiente Auszeichnung für herausra-gende Leistungen, sondern auch ein starkes Zeichen für die Gleichbe-rechtigung“, sagte Bürgermeister Provenzano. „Jede Auszeichnung, die eine Frau erhält, bringt uns einen Schritt näher in eine Welt, in der Erfolg und Anerkennung nicht von Geschlecht, sondern von Leistung und Engagement abhängen. Frauenpower bedeutet Vielfalt.“
Das sagt die Freundeskreis-Jury
„Schwerhörigkeit oder gar Taubheit hat Menschen früher isoliert“, so Marina Barth, stell-vertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hannover und Mitglied der Ehrenring-Jury des Freundeskreises Garb-sen. „Weil sie nicht richtig mit anderen interagieren konnten, weil sie in der Ausbildung und im Beruf eingeschränkt und damit von bestimmten Karriereschritten ausgeschlossen waren. Dank exzellenter Forscherin-nen wie Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat gibt es heute großartige Mög-lichkeiten, das Hörvermögen dieser Menschen zu verbessern und ihnen damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.“
Ein sehr persönliches Bild der Preisträgerin zeichnete Meike Stiesch in ihrer Laudatio. „Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat ist ein stetiger Motor für Fortentwicklung in der Gesellschaft“, sagte die Zahnärztin und Wis-senschaftlerin. „Sie setzt sich mit Einfühlungsvermögen, strategischem Geschick und Durchsetzungskraft auf den verschiedensten Ebenen er-folgreich ein für eine hervorragende ärztliche Versorgung, für die ste-tige Weiterentwicklung und Strahlkraft der Hörmedizin in Hannover, aber auch und insbesondere für Gerechtigkeit und Weiterentwicklung in der Gesellschaft.“
Und ob als Mutter und Familienmensch, als Kollegin oder als enga-gierte Netzwerkerin oder im Tennissport: Lesinski-Schiedat sei ebenso Powerfrau wie Teamplayerin.
„Der Freundeskreis Garbsen ist stolz, dankbar und fühlt sich geehrt, mit Anke Lesinski-Schiedat eine weitere herausragende Persönlichkeit in den Kreis der Ringträgerinnen und Ringträger aufnehmen zu dür-fen“, sagte der Freundeskreis-Vorsitzende Roland Scharf. Nach dem Festakt im Ratssaal trug sich die Preisträgerin in das Goldene Buch der Stadt Garbsen ein.
„Ich bin ein überwältigt von dieser Würdigung“, sagte die Medizinerin in ihrer Dankesrede. „Danke an die Mitglieder des Freundeskreises, dass Sie mir diesen Tag schenken.“ Sie nehme den Ehrenring stellver-tretend für die Menschen entgegen, die sie eng begleitet hätten, ins-besondere für ihre Familie und ihr Team. Ihr besonderer Dank galt ih-rem Mentor und väterlichen Freund Professor Samii und Thomas Lenarz, Direktor der HNO-Klinik und des Deutschen Hörzentrums der MHH.
Das ist der Ehrenring des Freundeskreises Garbsen
Den ersten Ehrenring erhielt 2004 Hirnforscher Prof. Madjid Samii. In den Folgejahren wurden der Gewerkschafter Hubertus Schmoldt, Phy-siknobelpreisträger Prof. Theodor Hänsch, Herzchirurg Prof. Axel Ha-verich, der Hepatitis-C-Forscher und heutige Präsident der Medizini-schen Hochschule Hannover (MHH) Michael P. Manns, die Physiker Herbert Welling und Jürgen Mlynek, der ehemalige VW-Vorstandschef Martin Winterkorn, Klaus Goehrmann, ehemaliger Vorstandsvorsitzen-der der Deutschen Messe AG und seit 2004 Vorsitzender der Stiftung Neurobionik, Unternehmer Martin Kind, Unternehmerin Nicola Leibin-ger-Kammüller, HNO-Klinikdirektor Thomas Lenarz von der MHH und die österreichische Unternehmerin Ingeborg Hochmair ausgezeichnet. 2018 ging der Ring an den Bielefelder Unternehmer Wolfgang Böllhoff, 2019 an den Unternehmer Jörg Sennheiser und nach einer coronabe-dingten Pause 2022 an Conti-Chef Nikolai Setzer. Im Jahr 2023 erhielt der Unternehmer Karl Gerhold die Auszeichnung.
Tradition trifft Moderne: Ehrenring ist 2024 neugestaltet
Der Ring ist 2024 neu aufgelegt und gestaltet worden. „Wir wollten nach 20 Jahren – der erste Ehrenring wurde 2004 verliehen – einen modernen, gut tragbaren Ring schaffen“, sagt der Freundeskreis-Vor-sitzende Roland Scharf. Entworfen wurde der Ehrenring von der Neu-städter Juwelierin Karin Bielert-Boppert und Goldschmiedin Anna Miedza.
„Wir haben Weiß-, Gelb- und Rotgold verwendet“, sagt Bielert-Boppert. Im Zentrum des Ringes steht das städtische Logo mit dem G für Garb-sen, umringt von 13 Diamanten – für die einzelnen Stadtteile.
„Der Ehrenring trägt eine starke symbolische Bedeutung. Auf der einen Seite des Rings sind in Rotgold gestaltete Ziegelsteine eingearbeitet, die an Garbsens Geschichte als Ziegeleistandort erinnern. Auf der ge-genüberliegenden Seite befinden sich zwölf handgravierte Sterne, die für Garbsen als weltoffene Stadt in Europa stehen,“ so Scharf. So ver-eine der Ring Tradition und Moderne und schlage einen Bogen von den historischen Wurzeln Garbsens hin zum modernen Wissen-schaftsstandort auf dem Campus Maschinenbau. Diese dynamische Entwicklung habe den Wandel Garbsens zu einer Universitätsstadt er-möglicht, in der die Synergien zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik spürbar seien.