Gemeinsames Projekt von Region, Landvolk und Stiftung Kulturlandpflege für mehr biologische Vielfalt in der regionalen Agrarlandschaft
Noch in den 1970er Jahren war der Kiebitz auf Feldern und Wiesen häufig zu sehen. Heute ist der Bodenbrüter aus vielen Agrarlandschaften verschwunden. Mit der Anlage von Rückzugsorten auf Ackerflächen soll der „stark gefährdeten“ Art die Aufzucht ihres Nachwuchses erleichtert werden. Zum Beispiel auf einem Feld im Sehnder Ortsteil Dolgen. Landwirt Alfred Dröse hat in diesem Frühjahr auf den Anbau von 2,5 Hektar Mais verzichtet, um den Vögeln eine erfolgreiche Brut zu ermöglichen. Seine „Ernte“: Kiebitzküken in mindestens fünf Nestern.
Die sogenannten Kiebitz-Inseln sind ein neuer Bestandteil im Biodiversitätsprogramm der Region Hannover, das seit fünf Jahren in Zusammenarbeit mit dem Landvolk Hannover, der Stiftung Kulturlandpflege und zurzeit 80 landwirtschaftlichen Betrieben umgesetzt wird. Gemeinsames Ziel: Dem Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft soll entgegengewirkt werden. Zum Programm gehören die Einsaat von Blühstreifen, auf die Bienen und Hummeln fliegen, Stoppelbrachen als Futterquelle für Feldhamster oder Altgrasstreifen als Lebensraum für Feldhasen und Wiesenvögel. Aufgrund der hohen Nachfrage hat die Region Hannover dazu ihre Förderung erneut aufgestockt: In diesem Jahr stehen 500.000 Euro bereit.
Jens Palandt, Dezernent für Umwelt, Klima, Planung und Bauen der Region Hannover, betonte: „Mit einem fairen Ausgleich für Landwirte wie Herr Dröse wollen wir Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Zusammen entwickeln wir Maßnahmen, die dem Naturschutz dienen und gleichzeitig praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig für unsere Partner sind. Die Fördermittel, die die Region Hannover zur Verfügung stellt, sind in erster Linie ein Entgelt für die Leistungen und den Ertragsausfall der Landwirte.“ „Die Kiebitzinseln sind für uns eine ganz neue Maßnahme und somit auch vertragliches Neuland; umso erfreulicher, dass in diesem Jahr schon zwei Landwirte teilgenommen haben und hier in Dolgen ein schöner Erfolg erzielt werden konnte“, berichtet Peter Zanini, Geschäftsführer der Stiftung Kulturlandpflege.
„Das Gute an den Kiebitzinseln ist die hohe Flexibilität bei der Vertragsgestaltung. Herr Dröse hat im April beobachtet, dass die Kiebitze auf seinem Acker brüten wollten und konnte noch sehr kurzfristig in den Vertrag zum Kiebitzschutz einsteigen“, ergänzt Björn Rohloff von der Stiftung Kulturlandpflege.
„Wir fühlen uns der Verbesserung der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft mit standortangepassten Maßnahmen verpflichtet“, betont auch der Vorsitzende des Landvolks Hannover, Volker Hahn: „Das Biodiversitätsprogramm von Region Hannover, Landvolk Hannover und Stiftung Kulturlandpflege soll dazu beitragen, die Biodiversität in der Agrarlandschaft in der Region Hannover in Kooperation mit den regionalen landwirtschaftlichen Betrieben zu fördern und zu verbessern. Entstanden ist die Idee aus der gemeinsamen Überzeugung, dass ein Vertragsnaturschutz auf Augenhöhe ein geeignetes Instrument ist, die Artenvielfalt in der Region Hannover zu fördern. Gemeinsam entwickelte Maßnahmen sowie eine jährliche Erfolgskontrolle sind dabei der Garant für die hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Maßnahmen.“
Während sich die Region Hannover um die Mittelvergabe und die Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde kümmert, übernimmt das Landvolk Hannover die Ansprache der Landwirte und die Vertragsabwicklung. Die Stiftung Kulturlandpflege, die über langjährige Erfahrung im Vertragsnaturschutz mit der Landwirtschaft verfügt, kontrolliert und dokumentiert die Umsetzung der vereinbarten Vorhaben.
Die über die Jahre gewachsene hohe Beteiligung belege die Bereitschaft und das Engagement der Landwirte für den Naturschutz, betont das Landvolk Hannover. Für Landvolk und Stiftung ist es Ziel und Herausforderung zugleich, den Vertragsnaturschutz mit der Landwirtschaft dauerhaft in der Region zu etablieren und auszubauen, indem weitere Landwirte für das Projekt gewonnen werden und mehr Geld für diese Art vorbildlichen, regional verankerten Artenschutz von Land und Bund bereitgestellt wird.
„Unser gemeinsames Projekt wollen wir in den nächsten Jahren fortsetzen“, kündigte Jens Palandt für die Region Hannover an.