Neue Tracking-Zentrale zur Nachverfolgung von Hörtest-Befunden
Früherkennung und Therapie von Hörstörungen bei Kindern verbessern: Das ist das Ziel eines zweijährigen Modellprojekts von Region Hannover und Medizinischer Hochschule Hannover (MHH). Dafür wird eine so genannte Tracking-Zentrale aufgebaut, die die Hörtestergebnisse aller neugeborenen Kinder in der Region Hannover bündelt und nachverfolgt. Das Kooperationsprojekt im Rahmen der Hörregion Hannover wurde heute (30.3.) von der Regionsversammlung auf den Weg gebracht.
„Ein Befund beim Hörtest allein ist keine Garantie, dass Kinder, die mit einer Hörstörung auf die Welt kommen, auch weitergehend behandelt und versorgt werden“, so Regionspräsident Steffen Krach. „Mit dem gemeinsamen Projekt mit der MHH unterstützen wir aktiv junge Familien und wollen ein Modell entwickeln, das Vorbild auch für andere Regionen sein kann.“
„Tracking macht das Neugeborenen-Hörscreening zuverlässig und effektiv, denn es führt zur notwendigen Behandlung der Hörstörung. Deshalb muss jedes Kind davon profitieren dürfen. Das aber kann nur über eine Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung sichergestellt sein. Darin liegt der entscheidende Unterschied zu allen anderen Initiativen in Deutschland, das ist das Alleinstellungsmerkmal unseres gemeinsamen Projekts“, so Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat, ärztliche Leitung des Deutschen HörZentrums an der MHH.
Während Hörtests in den Geburtskliniken – das so genannte Neugeborenen-Hörscreening – im Leistungskatalog der Krankenkassen enthalten sind, werden Kosten für die Nachverfolgung der Befunde – oder das Tracking – nicht übernommen. Die Folge: Bundesweit fehlen einheitliche Regelungen für den Betrieb und die Finanzierung von Tracking-Zentralen. In Niedersachsen gibt es nur im Bereich Oldenburg eine Insellösung.
Hier setzt das Modellprojekt von MHH und Region an: Für zwei Jahre wird an der MHH eine Tracking-Zentrale angesiedelt, um Eltern von Kindern mit auffälligem Hörtestbefund zu kontaktieren und eine Beratung anzubieten. Bereits einbezogen sind alle Geburtskliniken in der Region Hannover. Die Wirksamkeit der Nachverfolgung wird mit einer Studie wissenschaftlich ausgewertet. Auf Basis der Erfahrungen und Erkenntnisse soll eine Lösung gefunden werden, wie die Tracking-Zentrale langfristig gesichert werden kann.
Als Kooperationspartnerin beteiligt sich die Region Hannover an Aufbau, Durchführung und Evaluation des zweijährigen Testbetriebs der Tracking-Zentrale mit rund 72.000 Euro. „Das Projekt ist ein weiterer Baustein, um die Region Hannover als Vorbildregion für gutes Hören zu profilieren“, sagt der Leiter der Hörregion, Nils Meyer. „Ich freue mich, dass wir das Thema gemeinsam mit der MHH angehen, damit möglichst kein hörgeschädigtes Kind mehr durchs Raster fällt.“
Hintergrund
Hörstörungen gelten laut MHH als eine der häufigsten angeborenen Krankheiten im Kleinkindalter (2-3 pro 1.000 Neugeborene). Zur Früherkennung werden seit 2009 alle Kinder im Rahmen des Neugeborenen-Hörscreenings unmittelbar nach ihrer Geburt noch in den Kliniken untersucht. Werden Hörstörungen frühzeitig therapiert, ist eine normale physiologische Hörsprach-Entwicklung möglich. Bleiben sie in den ersten Lebensmonaten unerkannt und unbehandelt, wird vor allem die Sprachentwicklung nachhaltig gestört, was zu erheblichen Bildungsnachteilen führen kann.
Die Hörregion Hannover
In der Region Hannover gibt es eine deutschlandweit einzigartige Vielfalt von herausragenden Unternehmen, Einrichtungen und Initiativen rund um Schall, Klang und Akustik – in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheit, Bildung und Kultur. Auf dieser Basis hat die Region Hannover die Marke und das Netzwerk Hörregion entwickelt. Sie macht auf den Hörsinn in seinen verschiedenen Facetten aufmerksam, wirbt für gutes Hören und stärkt den Standort Region Hannover.
( Pressemitteilung der Region Hannover, Nr. 163/2022 Hannover, 30.03.2022 )